Nachrichten

Fake oder nicht, Nachrichten werden gemacht und zur Kenntnis genommen. Sie sind ein wichtiger Teil der gesellschaftlichen (demokratischen) Öffentlichkeit und ein hervorragendes RZG-Thema. Dazu gibt ein insbesondere ein Projekt, das viel positives Echo bekommt: «NewsWise» der Guardian-Stiftung. Zugegeben: Eine ganze Zeitung zu produzieren ist sehr viel Aufwand für Klasse und Lehrperson – aber eine Titelseite? Schon eher möglich, oder?

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So sah es früher auf der Zeitungsredaktion der New York Times aus ...

 

Wie sieht der RZG-Bezug aus?

  • R: Themen werden räumlich verortet, zum Beispiel auf einer Karte eingezeichnet (digital oder von Hand, auf einer vorgedruckten Karte eingezeichnet, selbst skizziert, auf einer politischen, topographischen, analytischen, historischen ...). Themen wie Migration, Tourismus, Umwelt sind Teil des Geographie-Lehrplans und des aktuellen Weltgeschehens.
  • Z: Ereignisse und insbesondere Konflikte haben eine Timeline, die Schülerinnen und Schüler sichtbar machen können. Ihre Vorgeschichte verstrickt sich mit grundlegenden Geschichtsthemen, oft sind es Kolonialismus, Kriege, Industrialisierung.
  • G: Die meisten Fragen, die sich angesichts des Tagesgeschehens stellen, haben eine politische Dimension: Wer hat hier Macht und wer hat keine? Wie werden Entscheidungen getroffen? Wer ist vertreten und wer nicht? Das sind Fragen, die sowohl in einem Artikel als auch in einem Editorial Platz finden, wenn die Berichterstattung kommentiert wird.

Was wird geübt?
Da insbesondere die Titelseite Fotos und Karten braucht, vielleicht auch Statistiken, müssen Schülerinnen und Schüler bei ihrer Auswahl quellenkritisch vorgehen. Viel Quellenkritik lässt sich lernen, wenn man selbst eine Quelle erzeugt: Ziel, Wirkung, Schwerpunkt, Perspektive sind Parameter, die beim Produzieren gewählt werden. Erst müssen Bilder, Zahlen, Karten, Statistiken gefunden, anschliessend ausgewählt und aufbereitet werden, bevor sie präsentiert werden.

Da sich die Schülerinnen und Schüler einigen müssen, welche Themenvorschläge sie weiterverfolgen möchten, sind Kommunikationsfähigkeiten gefragt: pro-contra Debatten, Konsensfindung, Kompromisse suchen, gewichten, als Team entscheiden. Sie arbeiten, wie auf einer Redaktion, unter Zeitdruck, müssen sich also an äussere Rahmenbedingungen halten (Projektmanagement, Zeitmangement). Diesen Teil der Redaktionsarbeit kann die Lehrperson strukturieren. NewsWise schlägt dafür Informationsposter mit Regeln vor, die im Schulzimmer aufgehängt werden, auf die sich alle beim Arbeiten beziehen können («von der Wand spicken»). Zwar sind diese Plakate für Primarklassen (und ausserdem auf Englisch), aber das lässt sich gut auf die eigene Klasse anpassen.

Natürlich sind die Sprachfächer mit angesprochen, ebenso Medien und Informatik. Unter Umständen lässt sich auch ein Gestaltungsfach ansprechen.

Gruppenarbeit? Einzelarbeit?
Eine Möglichkeit besteht darin, Teams mit Rollen zu bilden, die einer Redaktion ähnlich sind: Journalist/innen, Bildredaktor/innen, Editors, Layoutteam. Die Schüler/innen haben Redaktionssitzungen und müssen entscheiden, was «kommt» und wie es repräsentiert werden soll. Eine andere Möglichkeit ist, dass alle nacheinander alle Rollen übernehmen und das in kleineren Gruppen bzw. wechselnden Zusammensetzungen. (Übrigens bietet NewsWise Interviews mit englischsprachigen Journalistinnen und Journalisten an, die über ihre Arbeit berichten. Gut möglich, dass man ähnliches Material auch auf Deutsch findet.)

Fake oder nicht?
Viele Nachrichtenredaktionen haben Fact-Checking-Teams, die Bilder, Nachrichten, Filme daraufhin untersuchen, ob sie stimmen können. Es können der Klasse Fake-Fakts untergejubelt werden, es kann der Auftrag bestehen, selbst Falschnachrichten zu produzieren. Natürlich können sie auch die ihnen vorgelegten Informationen auf ihre Wahrscheinlichkeit hin prüfen. Gibt es zum Beispiel zwei Redaktionen, dann tauschen sie am Ende ihre Titelseiten aus und prüfen die Seite der Konkurrenz auf deren Faktizität.

Wozu eignet es sich?

  • Auftakt für ein bestimmtes RZG-Thema (zum Beispiel aus der Planungshilfe RZG). Warum nicht einmal ein RZG-Thema in der Aktualität anfangen lassen und anschliessend von dort aus den Gründen und Hintergründen vertieft nachgehen (z.B. Konflikte, Umweltthemen)?
  • Anfang eines semesterlangen roten Fadens: Regelmässig aktuelle Zeitungsmeldungen besprechen (immer die letzte Stunde am Freitag, immer die erste Stunde am Montag, ...), welche die Schülerinnen und Schüler abwechselnd mitbringen (Zeitungsmeldungen, Nachrichten-Podcasts etc.)
  • Abschluss einer thematischen Einheit – es bieten sich im Entwicklungsprozess der Titelseite zahlreiche Möglichkeiten, die Arbeit formativ und summativ zu beurteilen.
  • selbstgesteuerten, projektartigen Unterricht ebenso wie für lehrpersonenzentrierten Unterricht (Lehrperson als Chefredaktorin respektive Chefredaktor)

Aufwand?
NewsWise gibt mit gutem Grund Themen vor. Einfach im Internet recherchieren zu lassen ist zu unübersichtlich und braucht sehr viel mehr Zeit. Stattdessen: Die Lehrperson kann unterschiedlich ausgerichtete, gedruckte Zeitungen und darin deutlich gekennzeichnete Ausschnitte (oder nur die Ausschnitte), Zeitschriften mit Hintergrundbeiträgen, drei Links (QR-Codes) zu online-Nachrichten im Schulzimmer auflegen. Es macht einen Unterschied, ob man echtes Zeitungspapier in der Hand hält oder (wieder einmal) eine Fotokopie. Darum: Plädoyer für «echtes Material». Daher rechtzeitig anfangen, Zeitungen zu sammeln. Wände einbeziehen und das Klassenzimmer zur Redaktion machen.

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Tipp: Die Auswahl der Zeitungen bietet Differenzierungsmöglichkeiten: Es kann sich ausschliesslich um Schweizer Nachrichten handeln oder um eine Mischung aus ausländischen und inländischen, dabei die schulischen und ausserschulischen Sprachkompetenzen der Schülerinnen und Schüler berücksichtigen.

Am aufwändigsten ist die Vorbereitung:

  • Thema definieren
  • Auftrag formulieren (Input, Frontseiten zeigen)
  • Regeln und Kriterien formulieren (Länge/Platz, Rollen, Qualitätskriterien)
  • eventuell bewertbare Elemente definieren
  • Schüler/innen-Teams bilden
  • Zeitungen und Nachrichten besorgen

Das alles muss man nicht alleine schultern: Die Vorbereitungen lassen sich im Fach-Team aufteilen, das lohnt sich für alle, denn dieses Projekt kann immer wieder neu durchgeführt werden. NewsWise bietet dazu einige Vorschläge und Tools, die zwar auf die Primarstufe ausgerichtet sind, sich aber gut auf andere Stufen übertragen lassen.

Während der Redaktionszeit ist die Lehrperson/sind Lehrpersonen, Heilpädagog/innen und Assistenzen als Coaches vor Ort und begleiten den Erarbeitungsprozess. Ziel ist, dass es «zum Brummen» kommt wie auf einer Nachrichten-Redaktion.

Zu «NewsWise» (auf Englisch)