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Das Zeug zum Studi

14.02.2024
Nicht alle Gymnasiastinnen und Gymnasiasten sind fit für die Uni. Deshalb sollen die basalen fachlichen Kompetenzen in Deutsch und Mathematik gestärkt werden.
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Martina Waltimo und Patrizia Porcaro ( v.l.n.r. ) unterstützen, dass Gymnasiastinnen und Gymnasiasten Verantwortung übernehmen müssen.

In der Schweiz wird mit der sogenannten allgemeinen Studierfähigkeit – formal bestätigt mit dem Maturitätszeugnis – die Zutrittsberechtigung für alle Studienfächer verliehen. Der Vorteil ist ein prüfungsfreier Übertritt an alle Universitäten und Hochschulen (mit wenigen Ausnahmen wie z.B. Medizin). Die basalen fachlichen Studierkompetenzen sind allerdings nicht bei allen Schülerinnen und Schülern hinreichend. Es handelt sich um grundlegende Anforderungen, die bei einer Vielzahl von Studiengängen vorausgesetzt werden.

Mit der Überarbeitung des Maturitätsanerkennungsreglements werden die basalen fachlichen Kompetenzen für die allgemeine Studierfähigkeit (bfKS) künftig in der Maturitätsverordnung / im Maturitätsreglement (MAV/MAR) verankert sein. Es ist somit Aufgabe der Kantone, für alle Gymnasien sicherzustellen, dass die Schülerinnen und Schüler die basalen fachlichen Kompetenzen in der Erstsprache und in Mathematik erwerben, bevor sie die Maturitätsprüfungen ablegen.

Eine Projektgruppe für Basel

Der Kanton Basel-Stadt hat die basalen fachlichen Kompetenzen für die allgemeine Studierfähigkeit (bfKS) an den Gymnasien bislang nur in den Lehrplänen verankert. Ab Schuljahr 2024/2025 werden weitere Schritte unternommen. Die bfKS werden an allen Gymnasien mit Prüfungen in Deutsch und Mathematik in der 1. und der 3. Klasse verbindlich geprüft – ähnlich wie in den Nachbarkantonen Baselland, Solothurn und Aargau. Die Schülerinnen und Schüler, die in ihrem Wissen und Können Lücken aufweisen, werden ermutigt, in ihrer Freizeit die Unterstützungsangebote der Schule zu nutzen.

Zur Vorbereitung der Implementierung sind Vertreterinnen und Vertreter der Fachschaften Deutsch und Mathematik aller Basler Gymnasien, der Fachmaturitätsschule Basel, des Freien Gymnasiums Basel und der Swiss International School Basel seit August 2023 in regelmässigem Austausch. Die Projektgruppe erarbeitete gemeinsam einen kantonalen Katalog von bfKS Deutsch und Mathematik sowie ein Prüfungskonzept und erstellt zurzeit einen entsprechenden Fragekatalog für die Tests. Die zusätzlichen Prüfungen ziehen zwar eine Vor- und Nachbereitung mit sich, bieten aber auch Chancen.

«In erster Linie ist die Sichtbarmachung der basalen Kompetenzen für Schülerinnen und Schüler wichtig», sagt Martina Waltimo. Die Co-Projektleiterin und kantonale Fachschaftspräsidentin für das Fach Deutsch, unterrichtet selber an einem Basler Gymnasium und unterstützt, dass die Jugendlichen Selbstverantwortung übernehmen müssen. Patrizia Porcaro, Co-Projektleiterin und Mathematiklehrerin am gleichen Standort, nickt: «Hier am Gymnasium bauen wir darauf auf, was in der Sek I unterrichtet wurde. Mit der ersten Prüfung im ersten Schuljahr stellen wir sicher, dass die Schülerinnen und Schüler allfällige Lücken schliessen und sich bis zur Matur auf einer soliden Basis weitere wichtige Kompetenzen aneignen.»

Anstieg des Leistungsdrucks?

Wird wegen der Vergleichsprüfungen in Deutsch und Mathematik der Leistungsdruck auf die Jugendlichen weiter ansteigen? Waltimo und Porcaro glauben nicht, dass das geschieht. Einerseits sei ein «Learning to the Test» nicht möglich, weil es sich um Grundkenntnisse handelt. Andererseits fallen keine Kosten für Nachhilfestunden an, weil alle Schülerinnen und Schüler kostenlose schulinterne Unterstützung bekommen, falls sie dies wünschen.

«Gymnasiastinnen und Gymnasiasten, die Nachhilfe in Mathe und Deutsch benötigen, können das gut annehmen, solange wir sie damit nicht alleine lassen. Wir schauen mit ihnen Strategien an, damit sie die Lücken aufarbeiten können», sagt Patrizia Porcaro zuversichtlich.

Ausserdem ist wichtig, dass sie als Schülerinnen und Schüler am Gymnasium erkennen: Deutsch und Mathematik sind zentrale Fächer für jedes Studium. Auf Gymnasialstufe wird erwartet, dass sie bereit sind, selbstverantwortlich Lücken aufzuarbeiten, bevor sie mit der Maturität (maturus/[a] = reif) zeigen, dass sie reif für Universität und Hochschule sind.

Neuerungen für Lehrpersonen

Für Gymnasiallehrerinnen und -lehrer bleiben die grossen Neuerungen aus. Pro Gymnasialstandort wird zeitgleich mit identischen Vergleichstests geprüft. Das Resultat zählt als zusätzliche Note im jeweiligen Fach. In Mathematik sind die meisten basalen fachlichen Kompetenzen für die allgemeine Studierfähigkeit Teil des Lehrplans auf Gymnasialstufe und ohnehin Inhalt des Unterrichts, nur wenige Lernziele gehören dem Lehrplan auf Stufe Sek I an. Im Fach Deutsch ist es etwas anders, da die basalen fachlichen Kompetenzen bereits auf Sek-I-Stufe aufgebaut werden wie z.B. Grammatik oder Rechtschreibung. Auch wichtige Grundsteine für die allgemeine Studierfähigkeit wie Textverständnis und Lesestrategien üben die Jugendlichen bereits in früheren Schuljahren.

Das bedeutet, die Gymnasiallehrpersonen – und mit ihnen die Lehrpersonen aller Stufen – sind gefragt, die basalen fachlichen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler sichtbar zu machen und sie zu stärken. Projektleiterinnen Porcaro und Waltimo sind deshalb auch in Kontakt mit Vertreterinnen und Vertretern der Sek- und Primarschulen und schätzen den Austausch über die Gymnasialstufe hinaus: «Die basalen fachlichen Kompetenzen sollen stufenübergreifend angeschaut werden, schliesslich hängt alles zusammen», sagt Waltimo.

Text: Tamara Funck, Foto: Grischa Schwank

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