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Ein Jahr unterwegs mit Schulleitungen / Teil 2

08.12.2021
Schon bald ist das zweite Quartal vorbei und an den Schulen ist einiges gelaufen. Personalplanung und besondere Anlässe beschäftigten die Schulleitungen. Und natürlich Corona.

«Ab und zu springe ich im Unterricht ein»

Bild Legende:
Gymnasial-Rektorin Anja Renold betreut bewusst Maturaarbeiten, um den direkten Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern nicht zu verlieren. Foto: Grischa Schwank

Anja Renold, Rektorin Gymnasium Kirschgarten

«Die ersten Wochen im neuen Schuljahr waren bei mir stark von Personalprozessen geprägt. Das betrifft bei uns an den Mittelschulen nicht nur die Lehrpersonen, sondern auch das nicht unterrichtende Personal. In einem aufwändigen Verfahren haben wir unsere frei gewordene Chemieassistenten-Stelle neu besetzen können. Und über eine gemeinsame Ausschreibung mit dem Wirtschaftsgymnasium haben beide Schulen je einen geeigneten IT-Verantwortlichen gefunden. Beim unterrichtenden Personal bin ich stark mit Unterrichtsbesuchen und Gesprächen mit denjenigen Lehrpersonen beschäftigt, die neu bei uns angefangen haben und befristet angestellt sind. Nach der Verkürzung der Probezeit muss ich bei ihnen schon nach einem halben Jahr entscheiden, ob sie eine Festanstellung erhalten. Gleichzeitig muss ich mir schon Gedanken machen, in welchen Fächern nächsten Sommer Lücken absehbar sind, für die ich neue Leute suchen muss.
Sehr erfreulich finde ich, dass wir nun nach langer Pause wieder Kolonien durchführen dürfen. Auch Skilager in der Schweiz sind wieder möglich – ebenso wie die Maturreisen, die bereits vor den Herbstferien stattgefunden haben. All diese ausserschulischen Aktivitäten müssen aber in der Schweiz stattfinden. Von den Klassen, die nicht zusammen ins Ausland reisen durften, habe ich aber gehört, dass dies als gar nicht so schlimm empfunden worden ist. Auch die Regelung, dass sich alle unmittelbar vorher testen lassen müssen, wenn sie an Lagern und Reisen teilnehmen wollen, stösst bei uns auf breite Akzeptanz.
Neben Aussergewöhnlichem und Erfreulichem, wie etwa die Entgegennahme des MINT-Labels für unsere Schule, gab es diesen Herbst vieles, was mich in dieser Jahreszeit immer auf Trab hält. Als Rektorin habe ich zwar kein fixes Pensum, doch ab und zu springe ich für eine erkrankte Lehrperson ein. Um den direkten Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern nicht zu verlieren, betreue ich zudem Maturaarbeiten. Einiges zu tun gibt es auch auf unserer Schulstufe noch in Sachen Elternarbeit. So mussten wir coronabedingt den einzigen Elternabend, den wir Gymnasien jeweils kurz nach den Sommerferien für die neu dazu gestossenen Klassen durchführen, in zwei Durchgänge aufteilen – mit den Eltern aus je drei Klassen und allgemeiner Maskenpflicht.»

Aufgezeichnet von Peter Wittwer

«In besonderen Zeiten ein Zeichen setzen»

Claudia Stern, Schulleiterin Primarstandort Gotthelf

«Es war viel los in den letzten Wochen. Wir konnten zum Beispiel unseren traditionellen Miteinander-Tag wieder durchführen, nachdem wir ihn letztes Jahr coronabedingt hatten absagen müssen. An diesem Tag findet kein regulärer Unterricht statt. Die Kinder können stattdessen altersgemischt den ganzen Morgen lang alle möglichen Workshops und Angebote besuchen. So viele und so lange sie wollen. Fussball-Parcours, Verkleiden, Karaoke, Äste-Zersägen, Lese-Ecke, Land-art und vieles mehr stand zur Auswahl. Das ist eine Aktion, die wir von der Primarschule Hirzbrunnen übernommen haben. Die Kinder sind jeweils begeistert! Gleich nach dem Miteinander-Tag haben die Delegierten des Schülerparlaments neue Ideen für nächstes Jahr diskutiert. Diese hatten sie zuvor in ihren Klassen erarbeitet. Wir haben ein sehr aktives Schülerparlament, das schon viele Ideen umsetzen konnte, aber auch von sich aus Regeln beschliesst.
Momentan freuen wir uns alle auf den Mitarbeiteranlass, den wir diesmal in etwas grösserem Rahmen durchführen können, weil auch der letztes Jahr ausfallen musste. Wir werden am Freitagabend einen Apéro riche auf der MS Christoph Merian geniessen. Dabei sind alle, wirklich alle eingeladen: Vorpraktikantinnen, Assistenten, Fachpersonen … Wir wollen mit einem besonderen Anlass ein Zeichen setzen in dieser besonderen Zeit und haben schon über 100 Anmeldungen.
Im Schulalltag beschäftigen wir uns derzeit – neben der Digitalisierung – vertieft mit dem Thema Beurteilungskultur. Wir haben dazu im Kollegium ein Referat gehört und erkannt, dass wir die Vielfalt möglicher Beurteilungsformen noch zu wenig ausnutzen. Da bleiben wir dran. Und werden in absehbarer Zeit auch die Eltern ins Boot holen müssen. Es geht darum, Druck wegzunehmen, besonders bei den Fünft- und Sechstklässlern.
Schliesslich haben uns auch noch die vielen Gespräche an den Runden Tischen auf Trab gehalten. Da galt es zu diskutieren, ob Anträge für Verstärkte Massnahmen beantragt respektive erneuert werden müssen. Und bald schon steht das Thema Weihnachten an. Oder die Personalplanung für das nächste Schuljahr …» 

Aufgezeichnet von Yvonne Reck Schöni

«Ich wollte eigentlich Musiker werden»

Daniel Morf, Schulleiter der Sekundarschule De Wette

«Mein Einstieg in den Lehrberuf passierte zufällig, genau genommen dank dem Klavier. Ich war Klavierspieler an der Jazz-Berufsschule. Da fragte man mich, ob ich vertretend Musikunterricht an der OS in Riehen geben möchte. Eigentlich wollte ich ja Musiker werden, nicht Lehrer. Doch ich nahm die Stelle an. Ich wusste lange nicht, was ich werden wollte. Ich hatte einen sehr guten Maturabschluss und war Schweizermeister im Rudern. Trotzdem habe ich den brotlosen Job des Musikers angesteuert. Ich wollte meinem Vater – einem Berufsmusiker – beweisen, dass ich das auch kann.
Ich entschied mich dann für ein Studium in Phil I und Geschichte. Anschliessend kehrte ich als Lehrer ins Klassenzimmer zurück, diesmal war es das Schulhaus De Wette. Schnell erhielt ich Musik- und Deutschstunden – ohne Lehrerausbildung. Damit ich eine Lehrberechtigung bekam, habe ich berufsbegleitend Musik und Geschichte nachgeholt. Ich erinnere mich gut an diese anstrengende Phase, in der ich wohl ein Pensum von etwa 150 Prozent hatte.
Ich war 10 Jahre lang Lehrer am De Wette, dann wurde ich Schulleiter. Ich wollte mich weiterentwickeln und mehr Verantwortung übernehmen. Das war eine spezielle Situation, denn ich war zwei Jahre vor Stellenantritt bereits designiert. Das Kollegium wusste also, dass ich Vorgesetzter werden würde. Gleichzeitig waren wir noch zwei Jahre lang gemeinsam im Lehrpersonenzimmer, in Fachgruppen und in pädagogischen Teams. Ich empfinde es als grosses Glück, diesen Job erhalten zu haben. Ich war 39, das ist jung für eine solche Stelle. Und ich hatte valable Konkurrenz.
Rückblickend kann ich sagen, die Schulleitung ist eine enorm herausfordernde Führungsaufgabe. Du musst dir vieles selber erarbeiten: das Personalmanagement, Schulentwicklung, das Budget führen, Stakeholder betreuen. Ich brauchte drei bis vier Jahre, bis ich mich sattelfest fühlte. Zu Beginn habe ich nebenbei noch vier Jahre unterrichtet. Gleichzeitig bin ich Vater geworden. Ein intensiver Einstieg! Umso dankbarer war und bin ich nach wie vor für meine tolle Co-Leitung: Monika Klemm und Stephan Bühler.»

Aufgezeichnet von Jacqueline Visentin

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