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Kopf und Hände verbinden

28.09.2023
Benjamin Simon gehört zu den ersten Gebäudeinformatikern und -informatikerinnen, die in der Schweiz ausgebildet werden. Was motiviert ihn?
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Benjamin Simon will die Probleme da lösen, wo sie sich zeigen. Foto: Grischa Schwank

Benjamin Simon hat in der Basler Firma elektro gebhardt AG eine Lehre als Elektroinstallateur begonnen, bevor er vor drei Jahren innerhalb des Betriebs in die neue Ausbildung zum Gebäudeinformatiker wechselte. In Basel-Stadt sind insgesamt drei Lernende in Ausbildung, welche voraussichtlich im Juni 2025 als erste den EFZ-Abschluss mit dem Schwerpunkt Gebäudeautomation in den Händen halten werden.

«Während meiner Schulzeit hatte ich zwei Vorsätze in Bezug auf meinen späteren Beruf. Ich wollte nicht auf eine Baustelle und nicht in ein Büro», meint Benjamin Simon mit einem feinen Lächeln, und ergänzt: «Jetzt bin ich also genau da gelandet, wo ich nie hinwollte und bin voll zufrieden damit». Der 22-Jährige ist ein ruhiger, bedachtsamer Mann. Er überlegt, bevor er spricht, wägt ab und bringt die Sachen dann auf den Punkt.

Problemlösung im Dienst der Umwelt

Was fasziniert ihn an der Gebäudeinformatik? «Der ausschlaggebende Punkt war für mich der ökologische Anspruch. Ich bin der Meinung, dass man Probleme da lösen soll, wo sie sich zeigen. In meiner Berufslehre habe ich jeden Tag ganz konkret die Chance, etwas zur Lösung der Umweltfragen beizutragen, ohne dass ich auf die Strasse muss, um zu demonstrieren», führt er aus und erklärt, wie er in seinem Berufsalltag in Absprache mit seinem Berufsbildner Luqman Zafar unterschiedliche technische Teilsysteme so kombiniert, dass sie optimal untereinander kommunizieren. In der Fachrichtung Automation – seinem Fachgebiet – stehe der Optimierungsgedanke im Vordergrund. «Wir möchten Systeme kreieren, die mitdenken können. Wenn Sie beispielsweise ein Fenster öffnen, soll sich die Heizung ohne Ihr Zutun automatisch ausschalten. Damit kann viel Energie gespart werden», erklärt Benjamin Simon.

Verbindung zwischen Teilsystemen

Hat man die Chance, einen Blick auf den grossen Bildschirm von Benjamin Simon an seinem Büroarbeitsplatz zu werfen, blickt man auf komplex gebaute Muster von Zahlenketten. Die Baupläne für seine Arbeiten gehen oft über das Beispiel von Fenster und Heizung hinaus, vereinen Lichtsteuerungen, Heizsysteme, Klimaanlagen, Solarinstallationen, Beschattungsanlagen oder Überwachungstools. Alle Systeme, die über den Tisch des angehenden Gebäudeinformatikers gehen, haben einen IT-Hintergrund.

In der online-Anbindung der verbauten Systeme liegt denn auch die Abgrenzung zum nah verwandten Berufsbild des Elektroinstallateurs/der Elektroinstallateurin EFZ. In der klassischen Elektroinstallation arbeitet man mit den dual aufgebauten Funktionen on/off oder up/down, die Gebäudeinformatik kümmert sich um die Übergänge, lässt Schattierungen zu, bringt unterschiedliche Systeme in eine Interaktion.

Jedes Projekt ist eine neue Herausforderung

«Ich muss mich sehr viel einlesen in neue Technologien, das gehört zum Tagesgeschäft, denn alles ist ständig im Fluss. Zudem muss ich wissen, was in den jeweiligen Gebäuden alles parallel geplant ist», fasst Benjamin Simon zusammen. Wenn die Systeme unterschiedlicher Herstellerfirmen zu stark divergieren, stosse er ab und an auch an seine Grenzen. Andererseits sei es auch spannend, dass jedes Projekt neue Herausforderungen biete: «Ich weiss die Abwechslung zu schätzen, es macht Spass und ist ein cooler Job».

Von: Charlotte Staehelin

 

Berufslehre Gebäudeinformatik

Die vierjährige Lehre zum Gebäudeinformatiker oder zur Gebäudeinformatikerin EFZ wird in der Schweiz seit 2021 angeboten. Es gibt drei Fachrichtungen: Neben der «Gebäudeautomation», die in Basel gelernt werden kann, gibt es in anderen Kantonen die Möglichkeit einer Berufslehre mit der Fachrichtung «Planung» oder der Fachrichtung «Kommunikation und Multimedia». Der neue Berufszweig löst die bisherige Ausbildung zum Telematiker oder zur Telematikerin EFZ ab. Er ist bei der Organisation der Arbeitswelt (OdA) der Elektrobranche «EIT.swiss» angesiedelt, stark involviert in die Qualitätsentwicklung und Organisation der Ausbildung ist auch die OdA «ICT-Berufsbildung Schweiz». (cs)

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