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im Dienst der Schule / Teil 5

09.11.2020
So haben sich die Sozialpädagogin, der Schulhauswart und die Schulsekretärin dieses Schuljahr nicht vorgestellt, als das Schulblatt sie letzten Sommer gebeten hatte, uns einen Einblick in ihren Arbeitsalltag zu geben. Zum Abschluss dieser Serie berichten die drei, was sie während der wochenlangen Schulschliessungen getan haben und was sie von diesem denkwürdigen Frühling wohl noch lange in Erinnerung behalten werden.

Es gab Höhen und Tiefen

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Sylvie Blum, Sozialpädagogin im SpA-Kindergarten PS Theodor

Als am 13. März bekannt wurde, dass die Schulen schliessen, mussten auch Sylvie Blum und ihre Kollegin im SpA-Kindergarten an der Sperrstrasse ihren gewohnten Arbeitsalltag völlig umstellen. «Bei uns sind vom ersten Tag weg alle Kinder zu Hause geblieben», erinnert sich die Sozialpädagogin. Die ersten Tage des Lockdowns verbrachte sie damit, selbstgenähte Säckchen mit allerhand Bastelmaterial, Ausmalbildchen und Arbeitsblätter für jedes Kind vorzubereiten und diese dann persönlich bei jeder Familie in den Briefkasten zu legen. Um weiterhin mit den Eltern in Kontakt zu bleiben, wurde auf das Telefon zurückgegriffen: «Manchmal konnte ich auch mit den Kindern direkt  telefonieren, mit denen das möglich ist.»

Auch im SpA-Kindergarten werden Ende Jahr die Lernberichte verteilt. Einzelne Eltern befürchteten, dass ihrem Kind wegen des Lockdowns der Übertritt in eine Regelklasse verwehrt bleibt. Die Sozialpädagogin sieht da jedoch keinen Zusammenhang. Auch ohne Corona wäre dies schwierig gewesen. In den Elterngesprächen versuchen Sylvie Blum und ihre Kollegin den Eltern dies aufzuzeigen und gleichzeitig ihre Angst zu reduzieren.

Noch vor der Schliessung war beschlossen worden, dass der SpA-Kindergarten den Standort an der Sperrstrasse verlässt. Wann genau der Umzug erfolgen wird, ist noch nicht sicher, dafür jedoch der neue Standort. Der SpA-Kindergarten wird zusammen mit dem zweiten SpA-Kindergarten Sperrstrasse 104 in die ehemaligen Räumlichkeiten der Minerva im Waisenhaus umziehen. «Wir haben nun den Lockdown dazu nutzen können, um uns auf den Umzug vorzubereiten.» Zusammen mit der Heilpädagogin Livia Berner begann Sylvie Blum schon einiges einzupacken, was später im Waisenhaus seinen Platz haben sollte. Zuvor hatten sie die Möglichkeit sich die neuen Räume anzuschauen und grob festzulegen, wie die Aufteilung sein sollte.

Wenn die Sozialpädagogin auf dieses turbulente Jahr zurückblickt, sieht sie neben Tiefen auch Höhen. «Zu meinen Highlights gehört definitiv, wie gut die Zusammenarbeit mit der Heilpädagogin Livia Berner funktioniert hat.» Weil der Kindergarten nicht vollbesetzt war, hatten die Sozialpädagogin und ihre Kollegin viel Zeit, sich um die Kinder zu kümmern und so die bestmögliche Atmosphäre zu schaffen.

Magali Egger

«Wir haben die schulfreie Zeit sinnvoll genutzt.»

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Santiago Cabré, Schulhauswart PS Margarethen

«Als die Schulen wegen der Pandemie geschlossen wurden, ging die Arbeit für uns richtig los. Der Vorteil dieser Situation: Die Schulhäuser und Klassenzimmer waren über Wochen hinweg leer. Also haben wir Dinge vorgezogen, die wir sonst nur in den Sommerferien erledigen können. Das waren Grundreinigungen und auch Instandhaltungsarbeiten, zu denen wir sonst nicht kommen. Wir mussten nicht darauf achten, wann die Klassenzimmer besetzt und wann sie frei sind. Wir konnten auch früher als geplant die neuen höhenverstellbaren Tische im Schulhaus Gundeldingen aufbauen. Da waren alle froh. Nun können die Schülerinnen und Schüler ihre Tische rauf- und runterkurbeln. Ja, man kann sagen, wir waren immer am Tun und haben diese schulfreie Zeit sinnvoll genutzt.

Wir haben bald gemerkt, dass die langen Lieferzeiten zur Herausforderung werden. Wir sind abhängig von Lieferanten. Viele Firmen haben aufgrund des Lockdowns entweder den Betrieb geschlossen oder reduziert. Wir wollten Wasserboiler auswechseln und mussten vier Wochen warten. Zwar hatte ich genügend Leute für die Arbeit, aber das Material fehlte. Die Herausforderung war – und ist es noch immer – gescheit vorauszudenken und zu überlegen, wann man was und wie viel bestellen muss, damit es auch da ist, wenn man es braucht.

Es gab wirklich spezielle Corona-Situationen. Einmal war ein Handwerker hier. Wenige Tage später erfuhr ich, dass er mit Lungenschmerzen, Fieber und Husten flach lag. Das war alarmierend für mich, da meine Frau eine Vorerkrankung hat. Wenn du jemanden zuhause hast, der angeschlagen ist, musst du besonders aufpassen. Also liess ich mich sicherheitshalber testen. Glücklicherweise kam bereits am nächsten Tag die Entwarnung, ein negatives Testresultat.

Für die Schulöffnung am 11. Mai hatten wir einige Vorkehrungen getroffen. Von den stets geöffneten Eingangstüren zu den WCs bis hin zu vermehrter Reinigung. In den Schulhäusern werden seither nicht nur abends, sondern zusätzlich auch über Mittag die WCs und Türklinken geputzt. In den Kindergärten wird am Montag und Dienstag über Mittag zusätzlich gereinigt, da sie dann auch nachmittags Unterricht haben.

Ich persönlich hatte in den letzten Monaten etwas mehr Zeit für mein Hobby. Abends verbrachte ich viele Stunden in der Werkstatt und habe Silber- und Goldschmuck angefertigt.»

Jacqueline Visentin

Lachende Kinderstimmen und verstummte Pausenglocken

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Dijana Dautovic, Sachbearbeiterin Schulsekretariat in der Primarstufe Volta

Endlich sind sie zurück, die Schülerinnen und Schüler, deren fröhliche Stimmen nach stillen Wochen wieder ins Schulsekretariat dringen und das Haus mit Leben füllen. «Jetzt fehlt nur noch die Pausenglocke, an der ich mich sonst orientiere», erzählt Dijana Dautovic. «Doch weil die Kinder gestaffelt in die Schule kommen und Pause machen, muss es ohne Läuten gehen», sagt sie mit Blick auf die Corona-Schutzmassnahmen der Primarstufe Volta.

In den Wochen zuvor hatte sie teilweise im Homeoffice und teilweise im Schulhaus gearbeitet. «Es war ungewohnt ruhig, wenn ich morgens um 7 Uhr in der Wasserstrasse 40 ankam, wie bei einem ganz normalen Bürojob», sagt sie lachend. Keine kurzfristigen Stellvertretungen suchen, Pflaster auf wunde Knie legen oder Dentalhygienikerinnen begrüssen – sondern konzentriert und ohne Unterbrüche am Pensum für das Schuljahr 2020/21 arbeiten, an den Kindergarteneinteilungen oder an Bestelllisten für Zahnputzbecher und anderes Schulmaterial. «Noch nie hatte ich beim Arbeiten eine so stressfreie Zeit.»

Noch immer ruhiger als sonst war es aber auch nach der Wiederaufnahme des Unterrichts im Mai. «Angebote wie HSK-Kurse, freiwilliger Schulsport oder Schnuppernachmittage im Kindergarten fallen weg.» Auch das für Ende Mai geplante Schulfest aus Anlass des 20-Jahre-Jubiläums musste auf das nächste Jahr verschoben werden. «Besonders schade für die Schülerinnen und Schüler finde ich, dass Rituale wie Abschlussfeste ausfallen. Gerade nach der langen Zeit zu Hause hätte ich ihnen diese so sehr gewünscht», sagt Dijana Dautovic, die auch an ihren eigenen Kindern beobachtet, wie wichtig solche Rituale sind.

Das letzte Wort zum Schluss dieser Serie handelt aber nicht von Corona. Sondern von einer amüsanten Episoden aus dem Leben der Sachbearbeiterin Schulsekretariat. Einer von vielen. Sie beginnt mit einem morgendlichen Handy-Anruf. «Die Tür ist zu, ich komme nicht ins Schulhaus rein», tönte es am anderen Ende der Leitung. Dijana Dautovic brauchte einen Moment, bis sie verstand, wer da um Einlass bat. Denn es war Sonntagmorgen, sieben Uhr. «Die Lehrperson sollte eine Stellvertretung übernehmen und hatte sich im Tag geirrt.» Danach war sie hellwach. Und nahm es mit Humor.

Valérie Rhein

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