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Neuer Schwung für «Bilder in die Schulen!»

05.04.2022
Das Kunstförderprojekt «Bilder in die Schulen!» hat eine neue Leitung und eine neue Website. Mit der Verjüngung der Projektleitung sollen nicht nur neue Werke Kunstschaffender aus der Region den Weg in die Schulhäuser finden. Das Leitungstrio will auch die aktive Auseinandersetzung mit diesen Werken im Unterricht fördern.
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Wie ich das Nashorn sehe: Die Fremdsprachenklasse Allschwil (Lehrpersonen Carol Nussbaumer und Thomas Gerber) hat sich von einem Bild von Marcel Mayer aus der Sammlung inspirieren lassen. Foto:Carol Nussbaumer

Schon seit Jahrzehnten haben Lehrpersonen und andere Mitarbeitende der staatlichen Schulen die Möglichkeit, sich unentgeltlich Originalkunstwerke und Plakate in ihre Arbeitsräume zu holen. Die Verantwortlichen für das Projekt «Bilder in die Schulen!» haben im Laufe der Jahre eine stattliche Sammlung von Bildern, Drucken oder Plakaten aufgebaut, die meist in Ausstellungen und Atelierbesuchen bei Kunstschaffenden aus der Region erworben wurden. Die Sammlung umfasst nach Schätzung von Vera Reifler, die seit letztem Sommer zusammen mit Karin Borer und Valerie Meyer die Leitung von «Bilder in die Schulen!» übernommen hat, mittlerweile rund 700 Werke von zum Teil bekannten Kunstschaffenden wie Samuel Buri, Werner von Mutzenbecher oder Claudia und Julia Müller.

Das neue Leitungsteam hat nun beschlossen, die Sammlung aktiver zu «bewirtschaften» als dies bisher der Fall war. Zu diesem Zweck wurde letzten Sommer unter www.bilderindieschulen.ch eine Website eingerichtet, Darauf werden in einem ersten Schritt die Neuanschaffungen in Wort und Bild vorgestellt. In nächsten Schritten ist das neue Team nun daran, das Sammlungsarchiv kundenfreundlicher zu gliedern und alle Neuzugänge via Website online zugänglich zu machen.

Aktivere Bewirtschaftung der Sammlung

Die neuen Projektleiterinnen möchten damit nicht nur die Zahl der Ausleihen erhöhen. Wenn immer möglich wollen sie über die Ausleihen eine aktive Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst an den Schulen fördern. Bilder können aber noch immer «einfach so» ausgeliehen werden.

Ein Ziel ist es, die Sammlung auch für Schulklassen zu öffnen. Zusammen mit der Lehrperson können sie Bilder für ihr Schulhaus auswählen und sich dann - wie das abgebildete Beispiel zeigt - aktiv damit auseinandersetzen. «Die Schülerinnen und Schüler erlernen so den Umgang mit bildnerischer Kunst und kommen so in direkte Berührung mit Kunst und auf Wunsch auch mit den Kunstschaffenden», sagt Valerie Meyer. Sie und das Leitungsteam könnte sich gut vorstellen, auf Anfrage das ganze Jahr hindurch Besuche von Künstlerinnen und Künstlern in den Schulen zu organisieren oder Lehrpersonen bei der Thematisierung der ausgewählten Kunstwerke zu beraten.

Gleichzeitig sehen die neuen Leiterinnen das Projekt auch als Möglichkeit, das lokale Kunstschaffen zu unterstützen. «Wir legen beim Erweitern der Sammlung einen Schwerpunkt auf Diversität und möchten mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, jüngere Kunstschaffende aus der Region Basel und der Schweiz in die Sammlung aufnehmen», erklärt Vera Reifler.  Ziel der Sammlung ist es, eine vielseitige Perspektive auf die Gegenwart zu kreieren, die dann über die unentgeltliche Ausleihe in unterschiedlichen Räumlichkeiten getragen wird.  Peter Wittwer

So läuft die Ausleihe

wit. Die Bildersammlung in der Sekundarschule Holbein wird zwei Mal pro Jahr (das nächste Mal am 18. Mai und am 2. November) mit einer Ausstellung ausgewählter Werke geöffnet. An diesem Tag können Mitarbeitende der Basler Schulen Kunstwerke aus der Sammlung für ihre Arbeitsräume ausleihen. Es gibt keine zeitliche Beschränkung in der Leihfrist. Das heisst die Bilder können so lange wie gewünscht behalten oder nach Rücksprache das ganze Schuljahr hindurch retourniert oder an den Ausleihtagen ausgetauscht werden.

Die Arbeitsgruppe ist an den Ausleihetagen vor Ort und unterstützt Interessierte mit Ideen für die Bildauswahl. Auf Wunsch berät sie Lehrpersonen auch, inwiefern das Bild didaktisch in den Unterricht integriert werden kann. Es können unbegrenzt viele Bilder ausgeliehen werden, doch für den Transport ist jede Person selbst zuständig. Schon gerahmte Bilder können direkt mitgenommen werden. Noch ungerahmte Bilder müssen von den Ausleihenden nach der Rahmung bei der Rahmenmacherin abgeholt werden. Neben den Bildern gibt es auch eine Sammlung von Kunstplakaten. Diese Plakate können mitgenommen und müssen nicht retourniert werden.

Weitere Infos unter www.bilderindieschulen.ch

Generationenwechsel in der Projektleitung

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Das neue Leitungsteam im Archiv an der Sekundarschule Holbein: Karin Borer, Vera Reifler und Valerie Meyer. Foto Alexandra Meyer

wit. Das Projekt «Bilder in die Schulen!» der Volksschulen kann auf eine sehr lange Geschichte zurückblicken. Bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wurde eine «Kommission für Wandschmuck in den Schulen» eingesetzt, die im Laufe der Jahrzehnte eine Sammlung von rund 700 Bilden, Originalgrafiken und Plakaten gesammelt hat. Diese werden seit einigen Jahren im Archiv der Sekundarschule Holbein aufbewahrt und von einer ehrenamtlichen Gruppe von kunst-afinen Lehrpersonen betreut.

Mitten in der Corona-Pandemie hat nun in der Arbeitsgruppe, die im Auftrag der Volksschule die Anschaffung, Aufbewahrung und Ausleihe der Kunstwerke ehrenamtlich betreut, ein Generationenwechsel stattgefunden. Neu haben mit Vera Reifler, Karin Borer und Valerie Meyer drei Frauen die Leitung von «Bilder in die Schulen!» übernommen, die alle beruflich mit dem Bildungs- und Kunstbereich verbunden sind, aber nicht in Basel-Stadt als Lehrpersonen arbeiten. Vera Reifler ist selbstständige Grafikerin und unterrichtet an der Schule für Gestaltung Aargau. Karin Borer ist freischaffende Künstlerin und wissenschaftliche Assistentin am Institut Kunst Gender Natur HGK FHNW. Und Valerie Meyer doktoriert an der UZH in Literaturwissenschaft, ist Autorin und unterrichtet Deutsch als Fremdsprache. Das neue Leitungstrio vereint also kuratorische sowie gestalterische Kompetenzen mit Erfahrung in Vermittlung und Pädagogik.

Drei exemplarische Beispiele aus der Sammlung

Tier

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Im Frühling 2022 hat «Bilder in die Schulen!» drei Werke der in Basel lebenden Künstlerin Alexandra Meyer erworben. Die Tiere sind nicht mit Farbe, sondern mit dem Desinfektionsmittel Betadine gemalt. Einem Mittel, das sowohl in der Human- als auch in der Tiermedizin verwendet wird. Alexandra Meyer bildete sich vor ihrem inzwischen abgeschlossenen Kunststudium an der Hochschule für Gestaltung und Kunst im medizinischen Bereich aus und bedient sich in ihren Arbeiten vermehrt an dort verwendeten Materialien und Techniken. Die Bilder führen durch die Verwendung von Betadine zu Reflexionen über Verletzlichkeit, eignen sich aber auch als Inspiration für Farb- und Formexperimente.

Unbekannte Fotografie

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Diese Fotografie befand sich schon in der Sammlung, als das neue Team den Bestand übernahm. Bisher war es nicht möglich, herauszufinden, woher das Werk stammt. Die Fotografie ist in ihrer Komposition und in ihrer Bewegtheit interessant, da sie verschiedene Abläufe parallel einfängt, aber eine andere Ästhetik vermittelt, als dies beispielsweise die heutigen Instagram-Bilder tun. Die Farben, das Gebäude im Hintergrund und das abgebildete Auto erinnern an eine vergangene Zeit, die jedoch weder örtlich noch zeitlich explizit situiert werden kann. So führt die Betrachtung dieser Momentaufnahme zu einem genauen Hinschauen, wodurch neue Erzählungen entstehen.

Hochhaus

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Im Sommer 2021 hat «Bilder in die Schulen!» eine Serie von sechs Collagen der in Spanien geborenen Künstlerin Mia Sanchez in die Sammlung aufgenommen.  Die Bilder der Künstlerin, die in Basel ihren MA in Bildender Kunst gemacht hat, scheinen detailgetreue Abbildungen von Basler Hochhäusern zu sein. Bei genauem Hinschauen zeigt sich aber, dass Stockwerke ergänzt und immer wieder die Formen und Grundrisse der Häuser umgestellt wurden. Durch die Verschiebung und Multiplizierung der Etagen innerhalb der Collagen verschieben sich die Geschichten, die sich in den benachbarten Räumen abspielen. Die Gebäude regen so zu weiteren Nachforschungen an und führen zu einer Aufmerksamkeit gegenüber dem Stadtbild. 

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