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«Lehrpersonen und Polizisten sind gleich anspruchsvoll»

23.11.2021
Digitalisierung und Informatik, kurz: DIG-IT. So heisst die neue IT-Abteilung im ED. Thomas Wenk leitet die Abteilung mit rund 60 Mitarbeitenden. Was ist und was tut DIG-IT? Was erhalten Schulen da? Und welche Parallelen sieht der neue IT-Chef zu seinem vorherigen Job bei den digitalen Ermittlungsdiensten der Stadtpolizei Zürich.
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DIG-IT-Leiter Thomas Wenk: «Wer eine neue Software verwendet, möchte nicht zuerst das Manual lesen, sondern intuitiv damit arbeiten können.»

Basler Schulblatt: Was erhalten Lehr- und Fachpersonen vom DIG-IT-Team?
Thomas Wenk: Bei uns gibt es technische Informatik-Dienstleistungen jeglicher Art. Lassen Sie mich das anhand eines Beispiels skizzieren: Sie bekommen einen Computer. Wir bringen Ihnen das Gerät und schliessen es an. Wir installieren die vom Auftraggeber gewünschte Software, also etwa das Betriebssystem Windows oder das Textverarbeitungsprogramm Microsoft Word. Und wir kümmern uns darum, dass die Programme aktualisiert werden. Alles andere entscheidet der Auftraggeber. Das kann eine Abteilungsleitung sein oder das Team der Fachstelle Pädagogik. Diese bestimmen, mit welcher Schrift oder Schriftgrösse Sie im Word arbeiten, wo Sie es einsetzen, oder welche Bedienungsanleitungen und Weiterbildungen Ihnen zur Verfügung gestellt werden. Kurz: Sie als Kundin oder Kunde bestellen, wir liefern, Sie nutzen.


Wie gehen die Mitarbeitenden in den Schulen bei einem IT-Anliegen am besten vor?
An der Primarstufe und in der Sekundarschule wenden sich die Lehr- und Fachpersonen zuerst an ihre ICT-Betreuungsperson, in den Mittelschulen und Berufsfachschulen an die Supportperson vor Ort. In einem nächsten Schritt können die Lehr- und Fachpersonen uns anrufen oder ein E-Mail schreiben (siehe Box DIG-IT-IT-Support). Das ist genau gleich wie bisher. Neu ist nur, dass es für pädagogische Informatik-Dienstleistungen eine andere Anlaufstelle gibt: die Fachstelle Pädagogik. Wer beispielsweise wissen möchte, welche Software sich am besten für das Fach Französisch eignet, wendet sich an die Fachleute von «Digitalität und Schule» der Fachstelle Pädagogik. Das DIG-IT-Team installiert danach die Software.


Mit welchen Anliegen kommen die Schulen auf Ihr Team zu?
Zu den häufigsten Themen gehören vergessene Passwörter oder Fragen zur Informatik-Sicherheit. «Was soll ich bei einem Phishing-E-Mail tun?», wollen viele wissen. «Misstrauisch sein und das E-Mail löschen!», lautet hier die Antwort. Im Zweifelsfall gilt: Lieber mal eine Nachricht zu viel löschen, denn wenn es etwas Wichtiges war, meldet sich der Absender oder die Absenderin wieder.

Alle Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Klassen der Primarschule haben im Herbst ein eduBS-Book erhalten. Welche Rückmeldungen haben Sie nach der Auslieferung der Geräte von Lehrpersonen, Kindern und Eltern erhalten?
Ein Teil der Lehrpersonen reagierte mit Zurückhaltung, andere sind mit den Geräten schon vertraut und freuen sich auf den Einsatz des eduBS-Books. Unterschiedliche Reaktionen haben wir auch bei den Eltern beobachtet: Bei den einen stehen Bedenken wegen des Medienkonsums im Vordergrund, andere freuen sich, dass ihre Kinder mit solchen Geräten arbeiten dürfen. Die positiven Feedbacks überwiegen, was mich persönlich sehr freut. Nun bin ich gespannt auf die Erfahrungen der nächsten Wochen und Jahre. Ich bin der Meinung, dass wir uns mit diesem Schritt auf dem richtigen Weg in unsere digitale Gesellschaft befinden.


Von der Zentralen Informatik Baselland und dem Kompetenzzentrum Digitale Ermittlungsdienste der Stadtpolizei Zürich in die IT des Basler Erziehungsdepartements: Gibt es zwischen Ihren bisherigen Tätigkeiten und Ihrer aktuellen Funktion Gemeinsamkeiten?
Ich habe schnell gemerkt: Lehrpersonen und Polizisten sind gleich anspruchsvoll. Beide Berufsgruppen stehen Menschen gegenüber und sind darauf angewiesen, dass die IT funktioniert. Bei technischen Problemen hören wir vom DIG-IT-Team den Mitarbeitenden zu und bieten ihnen Lösungen an, die ihnen – und nicht uns – den Arbeitsalltag erleichtern.


Welches waren die prägnantesten Erfahrungen seit Ihrem Stellenwechsel im Frühling 2021?
Mir begegnen hier im ED viel Professionalität und Innovation. Ich bin, um ein Beispiel zu nennen, beeindruckt, dass alle Schülerinnen und Schüler ab der 5. Klasse der Primarschule ein eigenes eduBS-Book erhalten. Das sehe ich auch als Beitrag zur Chancengerechtigkeit: Lehrpersonen können so auch jene Kinder in die Welt der Technik begleiten, deren Eltern kein Gerät finanzieren könnten. Wichtig ist auch, dass die Kinder unabhängig vom Ort – Schule, Tagesstruktur oder zu Hause – stets auf dem gleichen Gerät und mit den ihnen vertrauten Programmen arbeiten können.

DIG-IT vereint Mitarbeitende der drei bisherigen Abteilungen ICT/TU Medien, IT Mittelschulen und Berufsfachschulen sowie IT ED Verwaltung. Was war Ihnen als DIG-IT-Leiter in den ersten Monaten besonders wichtig?
Kundenfreundlichkeit steht für mich ganz oben: Bei einem Anliegen hören wir zu, erstellen ein Ticket und arbeiten an einer Lösung. Wichtig ist mir auch: Aus den unterschiedlichsten Kulturen der bisherigen Abteilungen sollen die besten Aspekte in die neue Abteilung einfliessen. Auf den eduBS-Books zum Beispiel ist Windows 10 installiert, davon sollen auch die Mitarbeitenden in der Verwaltung profitieren, die derzeit noch mit Windows 7 arbeiten. Mir ist es sehr wichtig, dass die Mitarbeitenden sich einbringen und so den «Auftrag» von DIG-IT zu ihrem eigenen Auftrag machen können.

Die Reorganisation diente unter anderem dazu, im Departement IT-Synergien besser zu nutzen.
Wie wir Synergien nutzen können, lässt sich am Thema WLAN gut veranschaulichen: Im ED gibt es zurzeit ein Dutzend verschiedene WLAN-Infrastrukturen von mindestens vier Herstellern. Damit die Mitarbeitenden ein gut funktionierendes, schnelles WLAN haben, reichen aber ein Hersteller und eine Infrastruktur.

Was steht für Sie im Vordergrund bei der IT im Schulbereich?
Kundenfreundlichkeit und -zufriedenheit ist mir ein grosses Anliegen. Wenn ich beispielsweise eine neue Software verwende, möchte ich als Kunde nicht zuerst das Manual lesen müssen, sondern intuitiv damit arbeiten können. Das ist eine meiner Visionen, darauf arbeiten wir hin. Dasselbe gilt für die separaten Kalender der eduBS- und BS-Adressen: Langfristig würde ich die beiden Systeme gerne einander näher rücken.


Zum Schluss ein Ausblick: Welche Hard- und Software wird in zehn Jahren in einem Basler Schulzimmer eingesetzt?
Es spielt keine Rolle, welche Hard- und Software im Einsatz sind, solange sie an die Bedürfnisse der User angepasst sind. Die Geräte und die Programme müssen einfach funktionieren, alles andere ist für die Nutzenden uninteressant.

Interview: Valérie Rhein
Fotos: Grischa Schwank

 

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Thomas Wenk

Als Dozent an der Uni Zürich und am Schweizerischen Polizeiinstitut lernte der DIG-IT-Leiter die Bedürfnisse der Lehrenden kennen: «Eine gut funktionierende Technik im Unterricht ist wichtig, sonst lachen dich die Studierenden aus», weiss Thomas Wenk aus Erfahrung. Der 49-Jährige ist mit einer Primarlehrerin verheiratet und hat fünf Kinder im Alter von 13 bis 23 Jahren. Aufgewachsen ist er in Basel, im Thiersteiner-Schulhaus hat er die Primarschule besucht. Später war er am Holbein-Gymnasium und am Wirtschaftsgymnasium, danach hat er an der Universität Basel und an der damaligen Fachhochschule beider Basel Ökonomie studiert. Seine Hobbys führen ihn weit weg von Bildschirmen: Er hält Oldtimer sowie den eigenen Garten in Schuss.

 

 

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