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Wer unterrichtet hier?

12.02.2024
Noemi ist zehn Jahre alt und besucht die Primarschule Neubad. Beim Betrachten des Fotos gefielen ihr die Sitzkissen am besten. Sie tippte auf eine junge Lehrerin.
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Eine Schülerin rät

«Ich glaube, das ist ein Primarklassenzimmer und es sieht für mich aus wie im Sevogelschulhaus. Meine Mama erzählt mir ab und zu von ihrer Schulzeit dort, darum denke ich, dass das ein Zimmer im Sevogelschulhaus ist. Ich denke, in diesem Zimmer unterrichtet eine eher junge Lehrerin. Ich hatte immer ältere Lehrerinnen und die haben ihre Klassenzimmer ganz anders eingerichtet. Das Zimmer ist gemütlich eingerichtet wie ein Primarklassenzimmer. Das sehe ich an den Kissen, die auf den Stühlen liegen, an den Bildern und an der Lichterkette beim Fenster. Ich sehe das Lehrmittel ‹Die Sprachstarken› in einem Fach unter dem Tisch, also ist es eine vierte oder fünfte Primarklasse schätze ich. Mir gefällt das Klassenzimmer sehr gut. Ich kann mir vorstellen, dort zur Schule zu gehen. Ich sehe, dass an der Wandtafel Bilder von kleinen Kindern hängen. Vielleicht sind das die Kinder der Lehrerin? Auf der anderen Seite der Tafel sehe ich das Wort ‹INFOS›. Vielleicht stehen dort die Hausaufgaben der Klasse. An dem grauen Pfosten hängen noch mehr Bilder, das sind vielleicht Bilder von den Ausflügen oder Lagern der Klasse. In der Mitte steht das Wort ‹MEMFORIES›. Oder ‹MEMORIES›? Ich bin mir nicht sicher. Ich weiss nicht, was das Wort bedeutet. Die Tische sind eher gross, das heisst, dort sitzen Kinder, die so alt sind wie ich oder ein bisschen älter. Hinter den Tischen der Kinder steht noch ein einzelner Tisch. Dort sitzt wahrscheinlich die Lehrerin. Verbessern würde ich an der Einrichtung nichts. Ich finde das Zimmer schön, so wie es ist. Ah, hier steht noch ein Wagen mit verschiedenen Stiften. Ich sehe Farbstifte, Filzstifte und auch Scheren. Jetzt weiss ich: Das ist ein Handarbeitszimmer wegen dem vielen Material auf dem Wagen. Ich glaube, die Kissen auf den Stühlen haben die Kinder selber gemacht im Unterricht.»

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Valentina Gröhbiel ist zufrieden mit dem Umzug in den Neubau der Primarschule Wasgenring.

Valentina Gröhbiel (27) unterrichtet seit sechs Jahren an der Primarschule Wasgenring. Bereits während ihres Studiums an der Pädagogischen Hochschule übernahm sie Vertretungen an diesem Standort. Im Moment arbeitet sie als Klassenlehrerin und absolviert ein Masterstudium in «Educational Sciences» an der Universität Basel.

Seit den Sommerferien hat sich viel verändert für Valentina Gröhbiel. Ihre Klasse ist vom Pavillon in den Neubau der Primarschule Wasgenring gezogen. «Das Unterrichten ist in diesem Gebäude völlig anders. Manchmal habe ich das Gefühl, an einer ganz neuen Schule zu unterrichten. Der Lernort gefällt mir ausserordentlich gut und die Unterrichtsbedingungen sind optimal», erzählt sie begeistert.

Umzug als Klassenprojekt

Den Umzug plante Valentina Gröhbiel als Klassenprojekt. «Ich fand es wichtig und sinnvoll, die Kinder miteinzubeziehen.» Dabei entstanden mit den Schülerinnen und Schülern konkrete Ideen, die sie gemeinsam umsetzen konnten: eine Fotowand, eine Leseecke, ein Chill-Ort und ein Klettergerüst, das zwar nicht im Klassenzimmer realisiert wurde, dafür aber in der Tagesstruktur seinen Platz fand. «Die Kinder verbringen viel Zeit in der Schule. Deshalb ist es wichtig, dass sie sich wohlfühlen. Ihr Klassenzimmer soll ein heimeliger Ort für sie sein.»

Raum für Gruppenarbeiten

Im Neubau sind drei Klassen untergebracht. Die restlichen Zimmer sind Gruppenräume, die auch von Lehrpersonen aus den Pavillons genutzt werden. Der breite Gang mit Holzinseln und Vorhängen hat die Lernsituation ausserhalb des Klassenzimmers massiv verbessert. Gruppen- oder Partnerarbeiten sind dank der neuen Raumstruktur einfacher und effizienter geworden. «Die Kinder können zusammen ruhig und konzentriert an einem Projekt arbeiten. Der Gang wird zur Erweiterung des Klassenzimmers. Dafür sind aber die Klassenzimmer etwas kleiner geraten», schmunzelt Valentina Gröhbiel. «Zurzeit habe ich nur fünfzehn Schülerinnen und Schüler in meiner Klasse. Das ist ein grosser pädagogischer Vorteil.»

Fingerspitzengefühl 

Für einen erfolgreichen Unterricht und motivierte Kinder ist eine gute Beziehung entscheidend. Bei nachlassender Motivation versucht Valentina Gröhbiel, die Kinder über Alltagssituationen wieder ins Boot zu holen. Zudem bekommt sie viel Unterstützung aus ihrem Team. Die Heilpädagogin ist oft anwesend. «In der sechsten Klasse werden die Unterschiede in den schulischen Fähigkeiten grösser. Ein Problem ist auch, dass die Schülerinnen und Schüler sich gegen Ende der Primarschule wegen der bevorstehenden Selektion vermehrt über die Noten definieren. Dies erfordert viel Fingerspitzengefühl im Übertrittsjahr.»

Text und Foto: Grischa Schwank

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