Sie sind hier: Startseite / Publikationen / Basler Schulblatt / Artikel / Über die Schulter schauen mit dem Vis-Talk

Artikelaktionen

Über die Schulter schauen mit dem Vis-Talk

19.09.2022
Zwei Personen sitzen an einem Tisch und besprechen ein Thema aus dem Unterricht. Dabei wird der Tisch zur Bühne, denn der Visualizer nimmt die Tischfläche und das Gespräch auf. Sekundarlehrer und Medientechniker Iuri Rigo erklärt im Interview, wie diese einfache didaktische Methode funktioniert und wie vielseitig sie sich einsetzen lässt.
Bild Legende:
Iuri Rigo. Foto: Monika Klemm

Was ist ein Vis-Talk?

Iuri Rigo: Ein Vis-Talk ist eine didaktische Methode. Zwei Personen sitzen an einem Tisch. Eine Person spricht zur anderen über ein Thema, und das Ganze wird vom Visualizer aufgenommen. Daher Vis-Talk, ein Gespräch unter dem Visualizer. Aber ich habe nicht die Sicht des Zuhörers, sondern die Sicht des Präsentierenden.

Wo sehen Sie die Vorteile der Methode?

Die Form gibt uns die Möglichkeit, dass es zu einem Dialog kommt, statt zu einer Präsentation. Eine Stärke der Methode ist sicher auch, dass sie so flexibel ist. Man kann nicht nur fachliche, sondern auch soziale Kompetenzen entwickeln. Durch das Aufzeichnen können wir den Vis-Talk später erneut anschauen, auch die Personen, die ihn geführt haben. Und: Der Vis-Talk beruht auf Technik, die in fast jedem Basler Schulzimmer vorhanden ist: dem Visualizer.

Sind die Rollen fix vorgegeben oder ist ein Vis-Talk ein offenes Gespräch?

Es ist ein Eins-zu-eins-Gespräch, aber es gibt jemanden, der erzählt, und jemanden, der fragt. Der Vis-Talker, die Vis-Talkerin hat die Hauptrolle, das Gegenüber soll möglichst aktiv zuhören.

Der Visualizer kann offenbar viel mehr als sein Vorgänger, der Hellraumprojektor?

Ja. In den meisten Schulzimmern haben wir in Form des Visualizers eine vollprofessionelle Kamera, die hochauflösende 4k-Aufnahmen mit Ton machen und wieder abspielen kann. Und man kann das Gerät direkt an ein edubs-Book anschliessen – dann funktioniert es wie eine auf den Tisch gerichtete Webcam. Der Visualizer ist aber nur eine Idee, das Wichtige ist die Kamera-Perspektive des Über-die-Schulter-Schauens. Man könnte das auch mit Tablets oder Handys machen.

Was muss man beim Aufbau beachten?

Vom Vis-Talker bis zum Gegenüber sollte der ganze Tisch sichtbar sein. Da Tische selten im 16:9-Format sind, haben wir zudem links und rechts noch Fläche auf dem Tisch, die nicht im Vis-Talk erscheinen, sogenannte «hors cadres». Die sind toll, da kann ich meine Notizen hinlegen oder Dinge, die ich in den Vis-Talk führen möchte. Ausserdem würde ich unbedingt einen zeitlichen Rahmen setzen. Der Vis-Talk verlangt von uns, zu verdichten. Deswegen würde ich zwei bis fünf Minuten als Rahmen angeben.

Was sind die wichtigsten Tipps an Lehrpersonen, die Vis-Talk ausprobieren möchten?

  1. Prüfe zuerst, ob die Technik funktioniert. Bei Schwierigkeiten können die ICT-Betreuungsperson im Schulhaus oder TU Medien weiterhelfen.
  2. Probiere selber einen Vis-Talk aus, bevor du ihn mit der Klasse machst – zum Beispiel mit einer Kollegin oder einem Kollegen.
  3. Übernimm die Idee, aber passe die Technik an: Auch mit Smartphones, Tablets etc. kann man einen Vis-Talk gestalten. Da kann auch die Schulklasse mithelfen.
  4. Nicht sofort aufgeben! Dranbleiben lohnt sich, denn der Vis-Talk ist eine binnendifferenzierende Erzähltechnik, bei der die Medientechnik ermöglicht, dem Vis-Talker oder der Vis-Talkerin über die Schulter zu schauen.

Interview: Stephanie Lori, Pädagogisches Zentrum PZ.BS

Dieses Interview ist in einer ausführlichen Version und mit zusätzlichem Material erschienen im Blog www.schulendigital.ch

Weiterbildungen
Vis-Talks: Einfache Technik – gute Didaktik im Schulzimmer
Im Mai 2023 finden jeweils zweistündige Weiterbildungen zu den Vis-Talks statt (Anmeldung ab Oktober 2022 unter www.kurse-pz.bs.ch). Der Kurs ist auch als schulinterne Weiterbildung buchbar.

abgelegt unter: ,