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«Schule vor Ort ist und bleibt unerlässlich»

28.05.2020
Gewisse Dinge nehmen wir ganz selbstverständlich hin. Schule zum Beispiel, die Tag für Tag einfach stattfindet. Erst die Schulschliessungen Mitte März haben vielen Menschen bewusst gemacht, wie «systemrelevant» Schule ist: Eine Gesellschaft kann ohne sie nicht funktionieren.
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Der ausserordentliche Einsatz der Lehr- und Fachpersonen während des Fernunterrichts hat mich tief beeindruckt. Blitzschnell haben sie sich auf noch wenig vertraute Technologien eingelassen, mit viel Kreativität Materialien erarbeitet und diese persönlich bei den jüngeren Schülerinnen und Schülern vorbeigebracht. An allen Standorten der Volksschulen haben sie einen zusätzlichen Betreuungsauftrag für jene Kinder wahrgenommen, deren Eltern zwingend zur Arbeit gehen mussten. Hier waren es insbesondere die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Tagesstrukturen, die – auch während der Frühlingsferien – die Kinder täglich vor Ort betreuten.

Ein besonderes Augenmerk galt einzelnen Schülerinnen und Schülern, die in schwierigen Verhältnissen leben. In enger Zusammenarbeit mit den Fachpersonen der Schulsozialarbeit und weiterer Dienste haben Lehrpersonen diese Kinder begleitet und unterstützt. Alle gaben ihr bestens, damit diese Schülerinnen und Schüler den Anschluss nicht verlieren. Der Fernunterricht hat uns die Chancen der Digitalisierung aufgezeigt. Doch er hat uns ebenso gelehrt, dass er den Präsenzunterricht und die Schule als Ort nicht zu ersetzen vermag. Schule vor Ort und persönlicher Austausch sind und bleiben unerlässlich.

Gut gelungen ist auch die Wiederaufnahme des Unterrichts in Kindergärten, Primarschulen und Sekundarschulen am 11. Mai. Die Freude der Kinder war riesig, endlich wieder zur Schule zu gehen und die Klassenkameradinnen und -kameraden zu sehen. Die Lehr- und Fachpersonen habe ich bei meinen Schulbesuchen sehr motiviert und engagiert erlebt – und wo nötig flexibel und pragmatisch, etwa beim Umgang mit den Widersprüchen, die die Umsetzung der Schutzvorgaben des Bundes im Klassenzimmer leider mit sich bringt.

Die ersten Wochen machten deutlich, dass die Wiedereröffnung der Schulen nicht zu früh kam. Von einer Normalität, wie wir sie bis Februar gekannt haben, sind wir allerdings noch weit entfernt. Das gilt in besonderem Masse für die Mittelschulen, die erst am 8. Juni – zwei Wochen nach dem Redaktionsschluss dieser Schulblatt-Ausgabe – zum Präsenzunterricht zurückkehren konnten.

Ich bin beeindruckt, wie professionell, motiviert und kreativ Sie, liebe Lehr- und Fachpersonen, auch unter den erschwerten Bedingungen der gegenwärtigen Pandemie arbeiten. Dafür danke ich Ihnen. Die Schule ist unersetzbar und Sie sind unersetzbar. Das ist auch Eltern, Politik und Öffentlichkeit deutlicher bewusst geworden. Ich wünsche Ihnen und uns allen, dass sich das in einem erhöhten Verständnis und einer zusätzlichen Wertschätzung gegenüber den Anliegen unserer Bildungsinstitutionen niederschlagen wird. Sie haben es verdient.

Conradin Cramer

Vorsteher des Erziehungsdepartements