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Eine Bühne ohne Grenzen

28.04.2025
Europascène bringt Berufsbildung auf die Bühne. Das Theaterprojekt ist vor rund 25 Jahren in Frankreich entstanden und hat 2022 nach Deutschland expandiert. In diesem Jahr nehmen zum ersten Mal zwei Klassen der Allgemeinen Gewerbeschule Basel (AGS) teil. Eine Schweizer Premiere, die sprachliche und berufliche Grenzen überwindet.
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Noch halten die jungen Menschen auf der Probebühne in der Allgemeinen Gewerbeschule die Blätter mit den Texten in den Händen. Wie man «chercheurs» oder «chercheuses» ausspreche, will eine der Schauspielerinnen wissen. Sie trägt einen weissen Kochkittel und probt an diesem Nachmittag gemeinsam mit ihren Kameradinnen aus der Berufsfachklasse Restauration und lernenden Restaurationsfachleuten aus der Partnerschule BK Ambitions – Centre de Formation CFA Mulhouse einen zweisprachigen Sketch in sieben kurzen Szenen. Die Mini-Inszenierung nähert sich humorvoll dem Berufsalltag der Lernenden und endet im Slogan «Panna cotta for humanity!»

Am 22. Mai wird das kurze Stück Theater im Rahmen eines grossen Wettbewerbs am Halbfinal im Parktheater Lahr im Schwarzwald gezeigt. 150 Lernende aus Frankreich, Deutschland und der Schweiz werden an diesem Abend auftreten und Sketche aus ihrer Berufswelt zeigen. Von Metallbauerinnen über Landschaftsgärtner oder Logistikerinnen bis hin zu Glasbläsern werden ganz unterschiedliche Lehrberufe eine Bühne bekommen. «Es geht darum, dass die Lernenden zeigen, was ihren Lehrberuf so exzellent macht. Sie sollen lustvoll ihren Beruf, ihre Schule, ihren Betrieb auf der Bühne repräsentieren», resümiert Manon Bilger, Projektverantwortliche und Gründerin von Europascène. 

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Über den Schwarzwald nach Strasbourg

Eine multinationale Jury wählt dann von zehn Gruppen fünf aus, die am 28. Mai an den Final nach Strasbourg dürfen. Doch bis dahin ist noch ein Stückchen Weg zurückzulegen. Es wird viel gelacht an der Probe. Der zweisprachige Regisseur Geoffrey Goudeau sorgt für eine entspannte Atmosphäre, er lobt und ermutigt sein Ensemble zu grossen Gesten, lauter Intonation und einem selbstbewussten Auftreten. «Viele waren noch nie auf der Bühne oder selten im Ausland, das braucht etwas Motivation von aussen», erklärt Manon Bilger: «Es geht in diesem Projekt auch darum, mit Hilfe von Theatertechniken das Wohlbefinden der Lernenden zu verbessern, ihr Selbstbewusstsein zu stärken.» So werden in den Workshops auch Improvisationen zu schwierigen Situationen im Berufsalltag gemacht. Und mögliche Reaktionen geübt.

«Die Mehrzahl der Sozialkompetenzen, die wir im Unterricht zu vermitteln versuchen, wird in diesem Theaterprojekt abgedeckt», ergänzt Henrik Fliegner, der an der Basler Gewerbeschule allgemeinbildenden Unterricht (ABU) gibt: «Das geht von Kommunikation, über Auftrittskompetenz und Teamfähigkeit bis hin zur Stresstoleranz, die wir im Schulunterricht schlecht trainieren können.» Weitere wichtiger Werte des Projektes sieht er im interkultureller Austausch und in der Teamarbeit: «Das Projekt schweisst das Team zusammen. Man ist enger miteinander verbunden, das hilft dabei, die Lehrabbrüche zu minimieren.» Auch Manon Bilger hat Beobachtungen in diese Richtung gemacht.

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Sprachbarrieren überwinden

Zudem werden die sprachlichen Kompetenzen gefördert: «Ziel ist es, den Jugendlichen zu zeigen, dass man eine Sprache nicht perfekt können muss, um sie zu sprechen. Das Wichtigste ist, miteinander zu kommunizieren und sich nicht durch Sprachbarrieren behindern zu lassen», so Bilger, die in St. Louis lebt und besser Französisch als Deutsch spricht. Sie plant, das Projekt noch auf weitere Grenzregionen wie Genf oder das Tessin auszuweiten. Und dann einen grossen Final auf der Basis von Englisch anzubieten: «Panna cotta for humanity!» ist ein kleiner, aber wichtiger Pflasterstein auf diesem Weg.

Halbfinal am Donnerstag, 22. Mai, 20 Uhr

Parktheater Lahr | Kaiserstrasse 107 | 77933 Lahr im Schwarzwald

Der Eintritt ist kostenlos, Link zu den Tickets

Webseite Europascène

 

 

 Text und Bilder: Charlotte Staehelin

 

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