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Ein Jahr unterwegs mit Schulleitungen / Teil 1

14.09.2021
Neues Schuljahr, neuer Blickwinkel: Nach den Testklassen richtet das Schulblatt nun ein Jahr lang den Fokus auf die Aufgaben, Sorgen und Freuden von Schulleitungen. In der ersten Folge erzählen Claudia Stern (Primar Gotthelf), Daniel Morf (Sek De Wette) und Anja Renold (Gym Kirschgarten), was an ihrer Schule in den ersten Wochen im Zentrum stand.

Kein Start wie alle Jahre

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Claudia Stern, Schulleiterin Primarstandort Gotthelf

Nur entspannte Sommerferien waren das nicht für die Schulleitung im Gotthelf. Gleich mehrere Lehrpersonen und eine qualifizierte Assistenz haben während der Ferien mitgeteilt, dass sie Anfang Schuljahr nicht zur Verfügung stehen. Aus unterschiedlichen, sehr verständlichen Gründen, was die Sache aber nicht leichter machte. «Wir mussten zunächst einmal sicherstellen, dass für die erste Woche alles geregelt ist», erklärt Schulleiterin Claudia Stern. «Corona-bedingte Änderungen machten den Schulstart auch nicht einfacher. Zwar konnte wieder eine Sitzung vor Ort stattfinden, aber aufgeteilt in vier Gruppen. Die neuen Massnahmen führten bei den Lehrpersonen zu vielen Fragen und Unsicherheiten, die geklärt werden mussten. Daneben war uns aber ein herzlicher Start mit allen Lehrpersonen unter dem Motto teamwork is dreamwork sehr wichtig.»
Kein Start wie alle Jahre also. Der Standort Gotthelf ist riesig! 36 Klassen plus 13 Kindergärten gilt es zu verwalten. Entsprechend gross ist das Kollegium. Claudia Stern und ihre beiden Schulleitungskollegen sind voll des Lobs: «Wir haben ein tolles Kollegium, das mitdenkt und viele Aufgaben in Form von Ämtern übernimmt. Das ist auch nötig an einem so grossen Standort!»
Nicht nur für die neuen Kinder in den ersten Klassen und Kindergärten, auch für die neuen Lehrpersonen sind die ersten Wochen eines neuen Schuljahrs besonders herausfordernd. «Die möchten wir sorgfältig einführen», sagt die Schulleiterin. «Viel Aufwand bedeutet es auch, die neuen oder geänderten Arbeitsverträge und Stundenzuteilungen bereitzustellen oder die Raumzuteilungen anzupassen. Gleichzeitig stehen die Elternabende an. Normalerweise besucht jeweils ein Schulleitungsmitglied die Elternabende der 5. Klassen gegen Ende Schuljahr, um über den Übertritt in die Sekundarschule zu informieren: die Anforderungen der verschiedenen Leistungszüge, das Zuteilungsprozedere und so weiter. Wegen Corona konnten diese Informationsabende im Juni nicht stattfinden und wurden auf den Anfang des sechsten Schuljahres gelegt. Zudem besuchen wir die Elternabende der ersten Klassen – und in den anderen Stufen, wenn dies von der Lehrperson gewünscht wird.» Ein steiler Start in ein Schuljahr, von dem sich wohl alle wieder etwas mehr Normalität wünschen.

Yvonne Reck Schöni

«Im Sommer haben wir die Tage gezählt»

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Daniel Morf, Schulleiter Sekundarschule De Wette

«Ich bin schon viele Jahre dabei, aber die Sommerferien habe ich schon lange nicht mehr so herbeigesehnt wie in diesem Jahr. Diese Art von Müdigkeit kann ich eigentlich nur mit meinem ersten Berufsjahr vergleichen. Vor den Sommerferien haben wir die Tage gezählt und uns gefragt: Passiert noch etwas, das erneut alles verändert? Können wir nach den Sommerferien öffnen? Alles, wirklich alles, stand im Zeichen von Corona. Dieser Schleier hängt seit eineinhalb Jahren über uns.
Auch die Ferien waren anders. Ich konnte kaum loslassen. Ich hatte die Pandemie und unsere Schule ständig im Hinterkopf. Man weiss nicht, wie es weiter geht. Konkret hatten wir Angst vor Klassenschliessungen. Oder gar vor einer Schulschliessung. Wäre es nach den Sommerferien mit Masken weitergegangen, wäre das eine Belastung für ganz viele gewesen. Ich habe 200 Erstklässlerinnen und Erstklässler nie richtig gesehen. Jetzt, ohne Masken, staune ich manchmal, welchen Kindern ich auf den Gängen begegne. Die Kinder verändern sich so schnell. Das war eine einschneidende Erfahrung.
Wir von der Schulleitung haben während der Pandemie gelernt, was es heisst Leader zu sein. Wir wurden genau beobachtet: Wie verhält er sich? Lächelt er? Ist er ruhig oder besorgt? Wir haben versucht, dem Kollegium Halt zu gegeben. Wir sind hingestanden und haben Verantwortung übernommen. Gewisse Entscheide mussten wir für den Standort treffen. Wir haben beispielsweise beschlossen, dass wir nie strenger sind als vorgegeben: Also keine versetzten Pausenzeiten und keine Zonen in den Gängen. Das ist nicht nur gut angekommen. Auch wenn in gewissen Momenten die Unsicherheit an uns nagte, haben wir nach aussen hin immer versucht, es uns nicht anmerken zu lassen.
Ich erinnere mich gut an den Besuch von Conradin Cramer, als die Schulen wieder öffnen durften. Er hat eine wahnsinnige Ruhe und Sicherheit ausgestrahlt. Das war mir ein Vorbild. Die grosse Unruhe ist bei uns am De Wette glücklicherweise bisher nicht ausgebrochen. Wir haben versucht zeitnah und sachlich zu informieren. Transparenz in der Kommunikation und der Einbezug von Lehrpersonen waren uns wichtig. Schlimm wäre gewesen, wenn sich ein grosser Teil alleine gelassen gefühlt hätte. Das konnten wir – so weit mein Eindruck – vermeiden.»

Aufgezeichnet von Jacqueline Visentin

«Die Planung braucht sehr viel Energie»

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Anja Renold, Rektorin Gymnasium Kirschgarten

«Diesen Sommer hat für mich das neue Schuljahr bereits kurz nach dem Bündelitag angefangen. Weil es einen Wechsel in der Schulleitung gab, zogen wir uns in der ersten Woche zweieinhalb Tage in eine Klausur zurück, um die Aufgabenverteilung neu zu regeln und eine gemeinsame Haltung zu definieren, in welche Richtung unsere Schule sich weiterentwickeln soll. Ich finde es wichtig, dass wir uns ein oder zwei Mal im Jahr vom Tagesgeschäft abkoppeln und uns über grundsätzliche Fragen verständigen. Dieses Mal ging es unter anderem darum, unser Vorgehen bei anstehenden Konsultationen der Gymnasialreform auf nationaler Ebene zu definieren oder Pläne zu schmieden, wie wir unsere Kulturanlässe wieder aktivieren können.
Eigentlich Ferien hatte ich dann nur zwei Wochen – die letzten beiden Ferienwochen war ich täglich im Schulhaus, denn zusätzlich zu dem vielen, was an wohl jeder Schule im Sommer eingefädelt werden muss, galt es dieses Jahr bei uns einige zusätzliche Hürden zu nehmen. Wir hatten immer wieder Handwerker im Haus, die in den Klassenzimmern neue Beamer installiert und neue Stromleitungen mit mehr Steckdosen verlegt haben. Und wegen eines Wasserschadens, der die Verlegung eines neuen Bodens nötig machte, musste ich in den Ferien mein ganzes Büro zunächst aus- und dann wieder einräumen. In der letzten Ferienwoche war das Schulhaus bereits etwas belebt; Lehrpersonen haben die Passerellen-Klassen auf ihre Abschlussprüfungen vorbereitet und Fachschaften haben gemeinsam das Schuljahr vorbereitet.
Die Planung eines neuen Schuljahres braucht für mich als Schulleiterin immer einiges an Energie, denn ich möchte mir nicht den Vorwurf machen, etwas nicht so gut wie möglich vorbereitet zu haben. Eine besondere Herausforderung neben der unsicheren Corona-Situation war diesen Sommer, dass wir Platz für vier Klassen mehr schaffen mussten. Aus diesem Grund mussten wir wieder ganz auf Fachzimmer umstellen. Am Freitag traf sich dann zum Abschluss der Vorbereitung das ganze Kollegium inklusive der vier neuen Mitglieder und den angehenden Lehrpersonen, die bei uns als Partnerschule ein Praktikum machen, zur Eröffnungskonferenz. Diese ist bei uns immer mit einem gemeinsamen Mittagessen in der Mensa kombiniert.»

Aufgezeichnet von Peter Wittwer

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